Die Beplankung
Mit ein bisschen schleifen und Farbe ist da wohl nix zu machen!

Um den Zustand der Beplankung und der Verbände prüfen zu können mussten zu erst einmal alle alten Anstriche und Beschichtungen runter.
Dies gestaltete sich schon mal schwierig, da die Farben, Spachtelmassen und der Teer mit normalen Mitteln (schleifen, abziehen, trockeneisstrahlen, sandstrahlen oder mit Heißluft) nicht runter wollten.
Gelungen ist es letztendlich mit einer Lackfräse und dem Elektrohobel. Der Holzverlust hielt sich in Grenzen, jedoch war der Verschleiß an Messern enorm!
Erst jetzt konnte der Zustand der Beplankung und deren Befestigung in Augenschein genommen werden.
Es wurde sofort klar dass die genagelten Verbände in einem katastrophalen Zustand waren.
Rostspuren, Holzverfärbungen, gebrochene Planken und marode stumpfe Plankenstösse.
Da kommt sehr viel mehr Arbeit auf uns zu als gedacht!
Stumpfe Stöße werden am ganzen Schiff komplett eliminiert und mit eingeschäfteten Hölzern geschlossen.

Hier eine Auswahl der verschieden Befestigungsmaterialien.
Die originalen Bronzenägel und Kupferbolzen machen noch den besten Eindruck. Galvanisierte Nägel und Schloßschrauben sind teilweise auf die Hälfte weggerostet.
Der Vorsteven wird ausgebessert
Der Steven wurde zwar schon mal ersetzt aber ich denke aufgrund der Eisenbolzen in der Eiche ist dieser schon wieder rott. Die Schäftung für das neue Eichenstück ist nicht ganz ideal aber es wird später verleimt und zusätzlich mit dem Innensteven 3-fach mit Bronze Bolzen befestigt. Außerdem wird noch ein kräftiges Metallband als Scheuerschutz vorne angeschraubt .
Kiel / Totholz und Ballast
Als das Schiff 2009 in Hamburg auf der „feuchten Wiese“ stand war das Totholz richtig nass und ich konnte einfach mit dem Finger ein Loch in das Holz drücken. Damit war klar ein „schweres“ Stück Arbeit steht uns bevor, zumal auch der Ulmenbalken im vorderen Bereich nicht gerade Fachgerecht mit einem Eichenstück angesetzt wurde.
Der Bug hängt bereits um einige Zentimeter nach unten, da der Totholzbalken nicht mehr durchgehend war.
Auch wenn mir der Voreigner einen guten Zustand der Kielbolzen versprach, wollte ich diese doch noch genauer inspizieren, heißt ausbauen!
Für die anstehenden Arbeiten am Kiel musste das ganze Schiff erst einmal um gut 1 Meter angehoben werden.
Stück für Stück ging es mit Hydraulikhebern samt Untergestell nach oben.
Der Rumpf wurde unterbaut und zur Sicherung an Kettenzügen / Gurten aufgehängt.

Der Plan war nun, die Kielbolzen zu lösen und nur den Ballast samt Totholz und Untergestell ganz einfach wieder langsam abzulassen.
Sollte ja aufgrund des Gewichtes von ca. 5t kein Problem sein!? Denkste !!! Nichts ging da nach unten!
Es mussten alle Kielbolzen freigeschnitten werden da diese durch den Rost bombenfest im Totholz „angewachsen“ sind. Das Totholz war inzwischen knochentrocken und unglaublich hart, da half nur noch die Kettensäge und einige neue scharfe Ketten.
Bolzen freischneiden 30mm Eisenbolzen auf 15mm weggerostet
Krumme Kielbolzen und Reste sonstiger Bolzen
Die Bolzen wurden letztendlich mit der Flex abgeschnitten, da sich diese keinen Millimeter bewegen wollten.
Aber selbst aus dem Kiel und den Bodenwrangen waren die Reststücke der Bolzen kaum raus zu bekommen.
Totholzbalken gleitet zur Seite Der Rest (ca. 800 kg)

Der Ballast ging ja aufgrund der durchtrennten Kielbolzen verhältnismäßig einfach runter, aber das Tothholz hing bombenfest am Kiel.
Grund hierfür waren die unzähligen alten Verbolzungen der Bodenwrangen, welchen durch den Kiel bis ins Totholz reichten.
Kriechöl und ein massiver Schlegel, das waren die Werkzeuge der Stunde(n). 10 Bolzen mit D 30mm mussten raus!
Nur nicht zu oft auf die Bolzen schlagen, sonst verbiegen und verkeilen die sich noch mehr. Immer wieder ölen – schlagen – ölen – … und wenn sich was bewegt auch mal von unten nach oben schlagen um den Rost zu lösen. Letztendlich waren die Bolzen im Ballastteil nicht so verrostet wie der im Totholz, hier fehlte teilweise 1/3 an Material.
Die groben Rostplatten wurden vorab mit einem Meisselhammer entfernt, da sich diese mit Sandstrahlen evtl. nicht gelöst hätten.
Der Gußeisenkiel ist grob „gereinigt“ und fertig zum Sandstrahlen, ebenso der Anbauteil für die Ruderanlage und das Ruderblatt.
Nach dem Sandstrahlen:
Eine Mondlandschaft an der Unterseite des Gusseisenkiels!
Sofort nach dem Sandstrahlen wurden alle Metallteile mit ZN95 (Kaltverzinkung) konserviert.
Nach ein paar Tagen Trocknungszeit wurde ein 2-K Epoxydprimer in 4 Schichten aufgetragen.
Später kommt noch ein Silvertone-Primer und das Antifouling drauf.
Das neue Totholz entsteht
Da ein 8m langer Eichenstamm nur sehr schwer zu bekommen ist wird das neue Totholz aus zwei Balken mit je
5,0 x 0,35 x 0,35 m zusammengefügt.
Gewichte je ca. 500kg
Beide Balken lagen seit ca. 5 Jahren in einem Holzlager, haben jeweils den Kern mittig, wodurch das Holz zwar Risse bildet aber sich nicht so stark verdreht oder verbiegt. Innen ist das Holz immer noch spürbar nass.
Hier habe ich in Anlehnung an Leo (Tally Ho) die gleiche Verbindung wie bei seinem Kiel gewählt, um aus den beiden 5m langen Eichenbalken ein durchgängiges Stück mit 8m zu erhalten.
In diesem Bauteil sind eigentlich keine strukturellen Festigkeiten notwendig, aber schaden wird es ja auch nicht.
Ist zwar ein erheblicher Mehraufwand, den ich aber gerne in Kauf nehme!
Das ist mal eine Arbeit die so richtig nach meinem Geschmack ist. Eine Holzverbindung die am Ende auch noch perfekt passt. Die Hakenschäftung wird mit 6 Bolzen zusammen gehalten und später gehen auch noch drei Kielbolzen mittig durch. Kleben hilft hier nicht!
Mit der Mega-Zimmerer-Kreissäge eines Segelfreundes (Dank an Christian) werden die Balken grob in Form des Ballastes gesägt.
Mit dem Elektrohobel wird der Totholzbalken an die Ballastform angeglichen. Sackweise fallen Hobelspäne an.

Ballast und Totholz sind wieder in Position aber noch nicht endgültig miteinander verbunden. Bohrungen für die Bolzen fehlen noch.
Für die Winterpause 2018/2019 wird der Rumpf wieder auf das Totholz abgelassen und mit den Schwerlastrollen an die Hallenwand gerollt. Solange andere Schiffe in der Halle im Winterlager stehen, kann am Schiff nicht gearbeitet werden. Somit geht´s voraussichtlich im Mai 2019 weiter.